Dieses Mal habe ich es ganz geschickt gemacht und das Thema des Schreibkicks mit in die Schreibwerkstatt genommen, die ich gemeinsam mit zwei Frauen regelmäßig veranstalte. Bis zu diesem Tag hatte ich überhaupt keine Idee, was ich dazu schreiben sollte, aber wie so oft, wenn wir gemeinsam kreativ werden, schaut auch die Muse mal wieder vorbei.
Die Schreibkicks sind übrigens eine Idee von Sabi Lianne und wenn Ihr auch mal mitschreiben wollt, dann schaut doch einfach mal hier in der facebook Gruppe vorbei!
So und nun viel Spaß beim Lesen!
Warme Limonade
von Nicole Vergin
Alles begann mit der Limonade.
„Wollen wir Zitronen Limonade machen?“ Max sah mich mit leuchtenden Augen an.
„Du meinst selber machen?“, vergewisserte ich mich.
„Genau! Und dann verkaufen wir sie.“
„Mmh, weiß nicht.“ Ein wenig ärgerte ich mich. Warum hatte immer Max die guten Ideen?
„Los komm schon – das wird lustig!“ Und schon rannte er los. Was blieb mir da anderes übrig, als hinterher zu laufen?
Mit hängenden Zungen stolperten wir kurz darauf bei Max Zuhause in die Küche hinein.
„Hallo Kevin“, seine Mutter lächelte mich an, während sie in einer roten Plastikschale Teig anrührte. Wann immer ich bei Max zum spielen war, roch es nach etwas leckerem, so als würde seine Mutter Tag und Nacht kochen und backen. „In einer halben Stunde ist der Schokokuchen fertig. Dann könnt ihr euch etwas davon holen.“
Wir strahlten bei dieser Aussicht um die Wette und mir lief bereits das Wasser im Mund zusammen.
„Können wir ein paar Zitronen haben? Wir wollen Limonade machen.“ Max kramte bereits eine kleine Saftpresse aus dem Küchenschrank.
„Na klar, nehmt euch was ihr braucht.“
Ich staunte immer darüber, wie locker es bei meinem Freund zuhause zuging. Meine Mutter hätte erst einmal tausend Einwände gehabt und wenn sie es dann erlauben würde, dann dürften wir nichts alleine machen. Aber hier war das anders.
Max begann die ersten Zitronen auszupressen. Ich beobachtete, wie der Saft in das durchsichtige Gefäß tropfte.
„Das dauert aber ganz schön lange“, murrte Max. Geduld ist nicht seine Stärke. „Hier mach du mal weiter.“ Er schob mir die Saftpresse und das Netz mit den Zitronen zu.
„War klar“, murmelte ich nur. Denn meist endeten Max Ideen damit, dass ich die Ausführung übernahm.
„Ich hol schon mal meine kleine Geldkassette und ein Schild.“ Sprachs und verschwand.
Seine Mutter, die mittlerweile den Kuchenteig in eine Form gefüllt und in den Ofen geschoben hatte, trat an den Küchentisch.
„Na Kevin, funktioniert es mit der Saftpresse oder soll ich dir helfen?“
Ich lehnte dankend ab. Schließlich wollte ich es nicht so wie Max halten und einfach die Arbeit anderen aufdrücken. Als mein Freund endlich aus seinem Zimmer zurück kam, trug er triumphierend eine Geldkassette und ein Schild auf dem stand `Eiskalte Zitronenlimonade nur 0,50 €´ in den Händen.
„Bist du noch nicht fertig mit den Zitronen?“
„Mach du doch, wenn es dir nicht schnell genug geht“, schnappte ich. Max Gesichtsausdruck wirkte ganz erstaunt. Ob er tatsächlich nicht merkte, wie er mir immer alles aufdrückte?
„Komm, ich mache die letzten drei wieder.“
Gesagt, getan. Wir schütteten den ganzen Saft in einen großen Krug, kippten Mineralwasser dazu, das vorher im Kühlschrank gestanden hatte und dann kamen noch ein paar Eiswürfel hinzu, die Max Mutter aus dem Gefrierschrank holte.
„Macht doch noch eine Scheibe Zitrone an den Rand. Dann weiß man gleich was drin ist.“ Wir fanden den Vorschlag gut.
Und dann war es soweit. Wir stellten draußen an der Straße, unter den Zweigen einer großen Kastanie, einen Tisch auf und zwei Stühle für uns zum sitzen. Das Schild auf den Tisch, daneben den Krug und ein paar Plastikbecher. Und dann warteten wir auf unseren ersten Kunden.
Eine halbe Stunde später warteten wir immer noch. Es waren zwar in der Zwischenzeit drei Leute die Straße entlang gegangen, aber die wollten keine Limonade. Dabei war es wirklich ein heißer Tag und wir versuchten ihnen klar zu machen, wie gut doch solch ein Glas eiskalter Limonade tun würde.
„Vielleicht müssen wir sie günstiger machen.“ Ich schaute meinen Freund fragend an.
Aber Max schüttelte energisch den Kopf. „Noch billiger? Nee. Dann verdienen wir nach all der Mühe ja gar nichts mehr.“
Ich konnte ihm nur zustimmen. Nachdem weitere zehn Minuten vergangen waren, stand ich auf, machte ein paar Kniebeugen und ging ein paar Mal auf und ab.
„Was machst du da?“, wollte Max wissen.
„Ich kann nicht mehr sitzen“, antwortete ich. „Hoffentlich kommt bald mal einer, der einen Becher Limonade will. Sonst ist sie bald warm.“
Max schaute in den Krug. „Ich glaube, sie ist schon warm. Schau mal, die Eiswürfel sind schon geschmolzen.“
„Komm“, ich griff nach einem der Becher, „lass sie uns probieren. Dann wissen wir es genau.“
Wir tranken jeder einen ganzen Becher leer und beobachteten beim jeweils anderen, wie der das Gesicht verzog.
„Ist das sauer“, Max sah mich an. „Und wirklich schon ziemlich warm“, fügte ich hinzu.
„Was machen wir denn nun?“
Wir überlegten eine Weile hin und her, als plötzlich von dem Baum unter dem wir saßen etwas hinunter und neben uns auf den Bürgersteig fiel.
„Schau mal“, rief ich, „ein halbes Vogelei.“
„Vielleicht ist da gerade Vogelbaby ausgeschlüpft?“ Max ging dichter an den Baum heran und sah nach oben. Ich tat es ihm gleich, aber wir konnten nichts entdecken.
„Komm, wir stellen die Sachen kurz auf den Boden und nutzen den Tisch zum draufsteigen. Vielleicht können wir dann etwas entdecken.“
Gesagt, getan und schon balancierten wir auf dem Tisch. Leider hatten wir nicht bedacht, dass der das Gewicht von uns Beiden nicht aushalten würde. Es knirschte erst verdächtigt, dann ein krachen, als die Tischplatte durchbrach.
Was blieb von diesem Tag waren zwei Jungen mit etlichen blauen Flecken, ein kaputter Krug und warme Limonade, die über den Gehsteig lief. Das Geheimnis von dem halben Vogelei hatten wir aber nicht gelüftet.
Wie gut, dass wenigstens der Schokoladenkuchen schmeckte.
Diesmal waren dabei:
Das Thema für den 01. Oktober lautet: Freundschaft
Where the books live
Worte über palliative Pflege, Sterben, Tod und Trauer
oder Ein Witwer und seine zwei Kinder gegen den Alltag
Ich sehe - ich lese - ich höre - ich denke selbst
Bücher sind die Freiheit des Geistes
Hier bloggen die Mitarbeiter*innen des Hospiz Luise für Euch - Herzlich Willkommen
Mein Leben im Yukon
Zwischendurchgedanken
Blog über gesundes Backen und Kochen, vegetarisch.
Willkommen
Gedichte, Geschichten, Ideen und mehr
Eine Familie lebt mit Papas Krabbe
Gedanken, verpackt in Wort und Bild
In der Theorie sind Theorie und Praxis gleich. In der Praxis nicht.
Wir helfen Miranda - einer ausrangierten Hannoveraner Zuchtstute und ihren Freunden.
von Trauer, Tod und Leben!
by Rina.P
Nachdenken, Selbstfindung, positive Energie, Gedichte, Kurzgeschichten, Seelenarbeit
Geschichten, Gedichte und Persönliches
Text & Instagram Marketing
Hier schreibt Autorin Katherina Ushachov über das Schreiben, das Leben und den ganzen Rest.
Buntes aus dem Deisterland
THRILLERAUTOR
Der Traum jedes Kindes: Mit selbst gemachter Limonade das große Geld verdienen. 😄
Danke für diese Geschichte, liebe Nicole!
Herbstliche Grüße, Veronika
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Genau! Oder, wie ich, mit Pfeifen, die ich aus länglichen Tannenzapfen und einem Stöckchen gebastelt hatte. Du kannst gerne das Franchise Unternehmen in Österreich gründen… 😉
Sehr gerne, ich freu mich, dass sie Dir gefällt!
Altweiber-Sommerliche Grüße
Nicole
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Pingback: Schreibkick: Warme Limonade | vro jongliert
Hahaha – Ja – die kleinen Grossverdiener – aber der Schokokuchen ist ein leckeres Trostpflaster – und Jungs ohne Schrammen sind keine Jungs. Sehr lebendig.
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Ich danke Dir Rina! 😀
Ja, man soll sich ja nicht mit Essen trösten… aber bei Schokokuchen ist das doch was gaaaanz anderes!
Liebe Grüße
Nicole
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Absolut – der ist geboren worden dafür 😉
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Pingback: Blutrote Schwestern und die warme Limonade – Geschichtszauberei
Eine schöne Geschichte! Ja, so kann es einem gehen, mich freut, dass es ein Trösterchen in Form von Schokokuchen gab!
Herzliche Grüße
Regina
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Danke, liebe Regina! 😀
Ich freu mich, dass alle meine Schokokuchen-Trösterli mögen! ❤
Herzliche Grüße zurück
Nicole
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😀 tja, verschüttete Limonade, ein offenes Geheimnis … so kanns gehen. Aber immerhin gibts Schokokuchen, der macht halt alles wieder gut.
Danke für den süßen Text!
Liebe Grüße,
Sabi
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Ich finde auch: Schokokuchen gut, alles gut! 😀
Danke für Deine lieben Worte! ❤
Liebe Grüße
Nicole
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Es tut mir leid! Die Geschichte ist flüssig, authentisch und lebendig geschrieben! Du kannst wirklich gut schreiben! Aber weil es eine Kindergeschichte ist, habe ich mich schwer damit getan, sie zu Ende zu lesen. Ich kann nur für mich sprechen und eine Einzelmeinung abgeben.
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Als ich Deinen Kommentar las, musste ich an meine Mutter denken. Klingt merkwürdig, ich weiß. Vor allem, weil es sich bei diesem Gedanken auch noch ums essen dreht. Aber das Prinzip ist für mich dasselbe. Meine Mutter hat alles gegessen, auch wenn es ihr nicht geschmeckt hat, damit es nicht umkommt. Ich hingegen esse nur was mir schmeckt UND ich lese nur was mir gefällt.
Wobei mir jetzt gerade durch den Kopf geistert, dass ich mich schon durch etliche Bücher gekämpft habe, die ich wirklich öde fand… mmh, grübel…
Ok, nochmal von vorn: ich freue mich wirklich, wenn Du meine Geschichten liest, Christoph, aber WARUM liest Du Kindergeschichten, wenn Du sie – wie ich ja weiß – gar nicht magst?! 😀
Jedenfalls, Danke, dass Du hier mit liest und mit kommentierst und ich wünsche Dir beim nächsten Mal wieder mehr Lese-Vergnügen. 😉
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Ich habe diese Kindergeschichte gelesen, weil sie hier stand und sie von Dir ist! Und ich auch gerne über den Tellerrand schaue, auch wenn es manchmal zwecklos ist. 😉
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Das freut mich sehr Christoph, dass Du über meinen Geschichten Tellerrand geschaut hast – gerne wieder! 😀
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