Mit einem Tag Verspätung kommt hier mein Beitrag zum Schreibkick Thema `Freundschaft´.
Die Schreibkicks sind eine Idee von Sabi Lianne und bei Mitmach-Interesse findet Ihr hier die facebook Gruppe!
Und nun beginnt die Geschichte…
Freundschaft
von Nicole Vergin
„Friday nights and the lights are low, looking out for a place to go…“
Mein Fuß wippt im Takt des Abba Songs, meine Lippen formen den Text.
„Ausgehen am Freitag Abend“, Sandras Stimme taucht plötzlich zwischen der Musik auf. „Oh ja, ich erinnere mich!“
Ich nicke zu ihren Worten.
„Weißt du noch“, fährt sie fort, „die Party im Kuhstall? Damals als die Kühe gerade zur Sommerfrische auf der Alm waren.“
Ich grinse bei dem Gedanken an die selbst gebastelte Discokugel, die sie mitgebracht hatte. Einen Ball, den sie kurzerhand ihrem Bruder weggenommen und mit Alufolie umwickelt hatte. Beim aufhängen unter der Decke war sie prompt mit dem wackeligen Stuhl zusammen gebrochen. Minutenlang lagen wir im Heu und haben uns ausgeschüttet vor Lachen.
„Dieser angebliche DJ, den du da angeschleppt hast“, wie immer bei dieser Anekdote macht sie eine bedeutungsvolle Pause, „da legt der doch Stefanie Hertel auf… über jedes Bacherl führt a Brückerl…“
Ich halte mir die Ohren zu. Wenn Sandra Quatsch machte, hörte es sich immer so an, als könnte sie überhaupt nicht singen. Dabei war das Gegenteil der Fall. Und wenn wir gemeinsam unsere Lieblings Abba Songs sangen, war sie diejenige von uns beiden, die die Töne traf, während ich immer tiefer in den Keller ging und den Refrain meist nur mit brummte.
„Hey, wollen wir nicht tanzen?“ Passend zu der Frage höre ich Agnetha und Anni Frid „You are the dancing queen“ singen.
Ich schüttele den Kopf.
„Sag bloß nicht `jetzt nicht´“, warnt sie mich, „zum tanzen muss immer Zeit sein. Denk dran, wie kurz das Leben ist.“ Sandras Stimme klingt glücklich, aufgekratzt, mitreißend. Trotzdem bleibe ich sitzen.
„Spaßbremse“, murrt sie und klingt ein wenig wie eine beleidigte Göre.
Ich zucke bedauernd die Schultern.
Wie immer lässt sie sich trotzdem von mir nicht den Spaß verderben, singt mit lauter, alles übertönender Stimme. Tränen treten mir in die Augen.
„Andrea?“ Eine Hand umfasst behutsam meinen Oberarm. Ich schrecke auf, blicke nach vorne und höre wie der Redner sagt: „Und nun hören wir noch ein paar Worte von Andrea.“
Ich wische mir mit dem Handrücken über die Wange, stehe auf und gehe mit Blick auf das überlebensgroße Foto meiner besten Freundin Sandra nach vorne.
Diesmal waren dabei:
Das Thema für den 01. November lautet: Herbstmomente
Alles rund um den Garten, Ausflüge und mehr
Where the books live
Worte über palliative Pflege, Sterben, Tod und Trauer
oder Ein Witwer und seine zwei Kinder gegen den Alltag
Ich sehe - ich lese - ich höre - ich denke selbst
Bücher sind die Freiheit des Geistes
Hier bloggen die Mitarbeiter*innen des Hospiz Luise für Euch - Herzlich Willkommen
Sabine Schildgen/Autorin
Mein Leben im Yukon
Zwischendurchgedanken
Blog über gesundes Backen und Kochen, vegetarisch.
Willkommen
Gedichte, Geschichten, Ideen und mehr
Eine Familie lebt mit Papas Krabbe
Gedanken, verpackt in Wort und Bild
In der Theorie sind Theorie und Praxis gleich. In der Praxis nicht.
Wir helfen Miranda - einer ausrangierten Hannoveraner Zuchtstute und ihren Freunden.
von Trauer, Tod und Leben!
by Rina.P
Nachdenken, Selbstfindung, positive Energie, Gedichte, Kurzgeschichten, Seelenarbeit
Geschichten, Gedichte und Persönliches
Text & Instagram Marketing
Hier schreibt Autorin Katherina Ushachov über das Schreiben, das Leben und den ganzen Rest.
Buntes aus dem Deisterland
THRILLERAUTOR
*hach ja*
Eine schöne Erinnerung und dann am Ende der bittere Wermutstropfen. Danke dir für diese Geschichte. Ich ahnte beinahe so etwas …
Liebe Grüße, Veronika
Gefällt mirGefällt 1 Person
Ja, liebe Veronika, dieses bitter-süße hat man ja oft im Leben. Da ich immer versuche, mich an das schöne zu erinnern, wollte ich dies auch in der Geschichte einbringen…
Liebe Grüße zurück
Nicole
Gefällt mirGefällt 1 Person
Pingback: Schreibkick: Von der Freundschaft. | vro jongliert
Pingback: Schneemannliebe | Klatschmohnrot – von Tag zu Tag
Huhu Nicole,
Das ist eine tolle Geschichte. Regt zum Nachdenken an und mit Abba Feeling. Wie schön.
LG Corly
Gefällt mirGefällt 1 Person
Das freut mich, dass Dir meine Geschichte gefällt, Corly! Dankeschön! Und was das Abba Feeling betrifft… ich möchte tatsächlich „Dancing Queen“ auf meiner Beerdigung gespielt bekommen. Und es war eine gute Möglichkeit, dass in dieser Geschichte schon einmal „aufleben“ zu lassen bzw. zu testen. 😉
Liebe Grüße zurück
Nicole
Gefällt mirGefällt 1 Person
Bitte gern. Ich habe im August erst Mamma Mia 2 gesehen. Deswegen war Abba noch recht aktuell in meinem Gedächtnis. Ich finde das ist ein schönes Lied für eine Beerdigung. Schöne Idee.
LG Corly
Gefällt mirGefällt 1 Person
Oh je – ich ahnte auch, dass die Geschichte kein Happy End haben wird. Sehr berührend mit Gänsehaut. Sehr schön geschrieben.
Liebe Grüsse
Gefällt mirGefällt 1 Person
Dankeschön liebe Rina! Zumindest bleiben die Erinnerungen. Das ist es was mich immer aufrecht hält, wenn ein geliebter Mensch stirbt.
Sonnige Grüße
Nicole
Gefällt mirGefällt mir
Pingback: Schreibkicks – Die besondere Freundschaft – Geschichtszauberei
Toll geschrieben, liebe Nicole,
eine Geschichte zum Mitfühlen.
Herzliche Grüße
Regina
Gefällt mirGefällt 1 Person
Ich hatte so gehofft, dass die Geschichte zum mitfühlen einlädt – danke liebe Regina!
Herzliche Grüße auch an Dich
Nicole
Gefällt mirGefällt 1 Person
Dieser Text ist in vielfacher Hinsicht perfekt. Die Struktur stimmt, die Auflösung kam für mich erst ganz zum Schluss. Er ist komprimiert. Die Musik von ABBA spielt eine mehr als nur verbindende Rolle. Der Text mag vielleicht in Zeitnot entstanden sein, doch auch wenn es diese Sandra nie gegeben hat, sie auch nie gestorben ist, oder es so eine Beerdigung auch nie gab – ich kaufe es der Autorin voll ab! Sehr authentisch.
Da ist etwas fort, der Mensch, und die Frage ist, kann die Freundschaft bleiben?
Nur eine Frage: Überlebensgroße Bilder der Verstorbenen … wo gibt es sie?
Gefällt mirGefällt 1 Person
Oh, das freut mich sehr wie Du meine Geschichte siehst – vielen Dank dafür lieber Christoph!
Allerdings: die Frage nach den überlebensgroßen Bildern verstehe ich nicht?! Hilf mir doch bitte auf die Sprünge!
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende für Dich
Nicole
Gefällt mirGefällt 1 Person
Na hier, der letzte Satz:
„Ich wische mir mit dem Handrücken über die Wange, stehe auf und gehe mit Blick auf das überlebensgroße Foto meiner besten Freundin Sandra nach vorne.“
Ich meinte das Foto und konnte mit dem Wort „überlebensgroß“ nichts anfangen.
Ich sehe oft in amerikanischen Filmen, dass sie große Fotos der Verstorbenen bei der Trauerfeier haben. Bei uns habe ich so etwas noch nicht gesehen, da hat man doch eher die Tradtion der kleinen Blättchen wie kleine Faltblättchen mit einem Foto. Und wenn da auch ein Foto dieser Freundin ist – warum muss man als Leser wissen, dass es „überlebensgroß“ ist? Als „Bravo-Starschnitt“, oder was? 😉
Gefällt mirGefällt 1 Person
Da habe ich doch glatt zu kompliziert gedacht… 😉 Inzwischen werden diese großen Fotos der Verstorbenen auch in Deutschland bei vielen Trauerfeiern aufgestellt. Ich für meinen Teil mag das nicht so und das habe ich mal eben auf meine Protagonistin übertragen; daher „überlebensgroß“. Letztes Jahr war ich auf einer Trauerfeier, da stand auch so ein Foto: das Gesicht des Verstorbenen in RIESIG. Und je näher ich kam, desto größer…
Die Idee eine Art „Bravo-Starschnitt“ zu verteilen hätte definitiv auch etwas! Ich bin da ja für alles offen. 😀
Gefällt mirGefällt 1 Person
Schön getextet, liebe Nicole!
Lachen und weinen so dicht beieinander… Da habe ich Gänsehaut…
Danke!
LG Anja
Gefällt mirGefällt 1 Person
Ich danke Dir, liebe Anja! Und ja, lachen und weinen liegen ja oft so dicht beieinander. Und beides braucht Raum, wie ich finde.
Liebe Grüße zurück
Nicole
Gefällt mirGefällt mir